Ein sonniger Sommertag ideal für eine Radtour in der schönen Steiermark.
Ich fuhr mit meinem Bike - brav!!! - auf einer dafür ausgewiesen Radstrecke und stand plötzlich im Wald. Und zwar im Schilderwald. Innerhalb von 20 Metern standen unglaubliche 7 (in Worten sieben) Verkehrsschilder! Dieser Anblick erinnerte mich an meinen täglichen K(r)ampf mit Behörden und Vorschriften im Zuge von Bauprojekten und der Erstellung von Gutachten.
Das Genehmigungsverfahren eines Gebäude dauert oft länger als die Errichtung
Das Überborden von Vorschriften und Gesetzen führt, beispielsweise in Graz dazu, dass behördliche Bauverfahren oft deutlich länger dauern als die Errichtung von Gebäuden.
Verantwortlich dafür zeichnen neben der neuen nachbarlichen Streit(un)kultur, auch die unterschiedlichen aufeinander nicht abgestimmten Behörden. Es gleicht einem Hochseil-Balanceakt die verschiedenen Vorgaben wie Brandschutz, Barrierefreiheit, Wärmeschutz, das Einhalten von Energiekennzahlen, stadtplanerischen Vorgaben, und vieles mehr, gleichzeitig zu erfüllen.
Normgerechtes Bauen bedeutet über 700 Normen anzuwenden...
Ein anderes plakatives Beispiel ist die über uns hereinbrechende Normenflut. Um ein Gebäude, auch wenn nur ein Einfamilienhaus, normgerecht zu errichten, sind über 700 Normen zu kennen und anzuwenden.
Die Bautechnik bzw. Baukunst verkommt zunehmend zu einem sturen und unreflektiertem Anwenden von gesetzlichen Vorgaben und Normen. Von überforderten Planern und Handwerkern verursachte Bauschäden sind die Folge.
Oder anders gesagt: Wir fahren unsere Gebäude gegen die Wand, aber zertifiziert.
Schöne, heile Welt...
Aber vielleicht beschreibt dies nur unsere schöne, heile, westliche Welt, in der für die meisten von uns der Wohlstand selbstverständlich geworden ist und unsere Lebenszeit mit dem Studieren von Normen und Gesetzen versüsst werden soll.
Ein weniger an Regelungen und ein mehr an Hausverstand wäre jedenfalls wünschenswert, meint Ihr Gebäudedoktor Harald Reiter.